Mittwoch, 20. August 2008

Italien-Österreich

Das Bemerkenswerte gleich vorweg: Das österreichische Nationalteam startete mit einem einzigen in Österreich beschäftigten Spieler. Mit Marc Janko, der als einziger Stürmer nominiert war und von Harnik und Fuchs über die Seiten und auch von Andreas Ivanschitz durch die Mitte Unterstützung bekommen soll.
Der zweite Nachnominierte Paul Scharner wurde in seiner ersten Partie nach Hickersberger als Staubsauger im defensiven Mittelfeld aufgestellt.

Bereits nach einer guten Minute hatte Italien die erste Riesenchance. Der italienische Stümer rutschte an einem Pass von Zambrotta vorbei.
Schon in Scharners ersten Aktionen war zu sehen, dass er gereift ist, dass er mit seiner Präsenz am Spielfeld durchaus Ruhe bringt. Fuchs begann katastrophal, kam mit Zambrotta überhaupt nicht zu Recht und konnte sich nur durch Fouls helfen.

Bereits nach 10 Minuten ist klar wo gegen Italien Österreichs Hauptproplem liegt: Ob der Spielstärke der Italiener ist Österreichs Mittelfeld dermassen mit Defensivaufgaben beschäftigt, dass Janko meist ganz auf sich alleine gestellt ist. Diese Situation ist er zum einen von Red Bull nicht gewöhnt, zum anderen kann man vom besten Stürmer der Welt nicht erwarten, dass er gegen Italiens Verteidigung, die übrigens noch ohne Cannavaro spielte, auch nur irgendwas leistet.

Dann aber die 14. Minute: Wieder mal nach einer Standardsituation (zwar nicht unmittelbar, aber doch irgendwie) stellt Middlesbrough-Legionär Emanuel Pogatetz auf 1-0. Zugegebenermassen komplett entgegen dem Spielverlauf.
Nur wenige Minuten später steht Gilardino alleine vor Manninger. Scheitert aber. Wobei er mehr am Rasen und weniger am Juve-Ersatzkeeper scheiterte. Aber das ist dem Österreicher in diesem Moment ziemlich egal.

Dann sorgt Fuchs wieder für Grund sich zu ärgern. Der logische Laufweg des linken Mittelfeldmannes sollte die linke Seite runter sein, Fuchs sieht das anders. Spielt Ivanschitz an, die linke Seite ist komplett offen. Ivanschitz spielt den Ball in den freien Raum (nona...). Bloß: Fuchs läuft dort nicht. ZUM AN DEN KOPF GREIFEN!!!

Österreichs Agressivität ließ teilweise dermassen zu Wünschen übrig, dass sich selbst der an und für sich emotionslose Thomas König zu einem bösen "Scharner hin" verleiten ließ. Wobei zur Verteidigung von Scharner sagen muss, dass er sehr zur Stabilisierung der Verteidigung beigetragen hat. Und dass
er für Ruhe sorgte, habe ich bereuts erwähnt.


Dann 38. Minute: 2-0. JANKO! Genau dafür ist ein Mittelstürmer da. Weiter Einwurf von links, Scharner mit dem Kopf weiter. Janko ist gut gedeckt, dreht sich und schließt ins kurze Kreuzeck ab. Keine Chance für Buffon.
Nur eine Minute vorher ärgerte ich mich über Janko weil er reklamierte anstatt gemeinsam mit Harnik den Vorteil auszunützen.

Ganz kalt ließ der Rückstand die Italiener nicht. Gattuso räumte Janko aber so richtig weg. Minimum Gelb in einem Bewerbsspiel. Das hat bei einem Aufbauspiel absolut nichts zu suchen. Und Grossos Griff in Prödls GEsicht genau so wenig. Die Österreicher ließen sich aber nicht abschrecken. Janko und Garics sorgten für ordentlich Dampf vor Buffons Tor. Und auch spielerisch kam plötzlich was. Selbstvertrauen scheint wohl so einiges auszumachen. Und Frust
auf der Gegenseite macht das Ganze noch schöner. Wobei, Gedanken an das Spiel gegen Holland kommen auf. Genau das gilt es zu verhindern. Und das, worüber der chancentod erst heute gebloggt hat.

Nachspielzeit: Eigentor von Stranzl. Und auch der Rest der Verteidigung stand katastrophal. Di Natale war aber so was von allein, wenn auch abseitsverdächtig. Das kann nicht sein. Nicht einmal bei einem Freundschaftsspiel.

Italien spielte in der zweiten Hälfte weit weniger ambitioniert wie in Durchgang eins. Durch die Auswechslung von Scharner und Pogatetz (beide verletzungsbedingt) wurde die Verteidigung aber auch um einiges unsicherer als sie es in der ersten Hälfte war.

Nach einer im Großen und Ganzen ereignislosen Viertelstunde in der zweiten Hälfte durfte Marc Janko seinen Arbeitstag beenden und wurde durch Stefan Maierhofer ersetzt. Beide groß, beide kopfballstark, beide erinnern an Tschechiens Stürmer Jan Koller. Und das der in Brückners Team immer eine wichtige Rolle spielte bewies er zuletzt bei der Europameisterschaft.

67. Minute: Ramazan Öczan, der Manninger ersetzt, schlägt sich den Ball selbst ins Tor. Hoffentlich ist Maierhofer bei seinem Debut glücklicher als der Torwart. Vier Treffer im Spiel, vier Tore durch Österreich. An der Chancenverwertung ist wahrlich nichts auszusetzen.

Maierhofer sorgte mit seiner Größe immer wieder für Gefahr im Strafraum. Mit einem Harnik in Form (fragt sich nur, wo holt er sich die...) über rechts und einem Korkmaz über links werden wir mit Maierhofer und auch Janko noch einiges an Freude haben.

Österreich spielt beim Debut von Karel Brückner gegen den Weltmeister Italien 2-2. Wie ist dieses Ergebnis ein zuschätzen? Nun gut. Österreich hat aus wenigen Chancen zwei Tore gemacht. Mit Pogatetz und Scharner wirkt Verteidigung auch sehr sicher. Und als Österreich in der zweiten Hälfte nur mehr verteidigte gelang Italien, die allerdings bereits ohne den Zauberern Pirlo und del Piero spielten kaum etwas.
Obwohl all diese Punkte sehr positiv klingen fehlte Österreich noch viel um als Gegner auf der ganzen Welt ernst genommen zu werden. Insofern war das Spiel sehr aufschlussreich. Brückner kann nun bis zum Frankreichspiel zeigen wie gut er wirklich ist. Sowohl offensiv als auch defensiv haben die Spieler Fehler gezeigt die es abzuschaffen gilt. Ich traue es Brückner zu.

An und für sich wollte ich die Spieler in gewohnter Manier benoten. Ich sehe mich allerdings nicht dazu in der Lage. Einzig Brückner bekommt ein Sehr Gut für die Nachnominierung von Scharner und Janko.

Keine Kommentare: